Mystische Stimmung am Maloja
Ja, es gibt bestimmt einige Motive, die dürfen in einem
Portfolio eines Landschaftsfotografen nicht fehlen.
Ob das Motiv mit der Maloja Passstrasse auch zu den «Must Have’s» zählt, bin
ich mir nicht so sicher. Zumindest war es für mich jetzt nie ein Motiv, welches
ich unbedingt auch fotografieren wollte, obwohl es von einigen Fotografen echt großartige
Aufnahmen von diesem Spot gibt. Trotzdem reizte es mich nicht dieses Motiv zu
fotografieren. Es sprach mich einfach nie an. Doch als Motiv bei nicht idealem
Wetter an einem Workshop fand ich es immer willkommen. Als wir einige Tage vor
unserem bislang letzten Workshop im Herbst im Engadin schon vor Ort waren, um
letzte Vorbereitungen zu treffen und auch für uns etwas zu fotografieren, dachten
wir, dass wir an einem Abend diese Passstrasse ebenfalls mal fotografieren
könnten. Zugegeben, zuerst wollte ich nicht so recht, doch ich dachte dann,
wieso eigentlich nicht. Als wir dann vor Ort waren, fand ich dann doch schnell
Spass daran und ich machte einige Aufnahmen. Aber irgendwie fehlte mir was. Das
Bild war nichts Spezielles und es war austauschbar mit 1000 anderen von dort.
Und es gab viele bessere. Da die Wetterprognosen für die nächsten Tagen alles
andere als berauschend waren und es regnen sollte, wäre doch dies ein toller
Spot in der blauen Stunde. Schnell kam mir dann die Idee von tiefen Wolken und
Nebelschwaden. Genau die Stimmungen die ich mag. Die Malojapass-Strasse mit Lichtspuren,
dem Blick ins Tal und einigen Nebelfetzen: so stellte ich mich das vor. Einfach
mystisch. Jetzt wollte ich dieses Bild unbedingt haben. So ein Bild hatte ich
bisher von diesem Ort noch nie gesehen. Zwei Tage später regnete es
tatsächlich. Der Regen war aber stärker als gewünscht und so hofften wir, dass wir
trotzdem was machen könnten und der Nebel nicht zu dicht ist und wir Sicht auf
die Passstrasse haben. Am Spot angekommen, sah es schonmal vielversprechend
aus. Wir stellten unsere Kameras auf und warteten bis es etwas dunkler wurde. Ich
überlegte mir kurz ob ich Hochformat oder Querformat nehmen soll und entschied
mich dann aber schnell für eine Querformataufnahme, da mir nicht nur die
Passstrasse wichtig war, sondern eben auch der Blick ins Tal mit den
Nebelfetzen. Nun müssen nur noch die Autos kommen und der Nebel am richtigen
Ort sein. Zuviel Nebel ist nicht gut, da sonst alles nur diffus wird und mit zu
wenig habe ich nicht die gewünschte Stimmung. Ich entschied mich für dieses
Bild für ein Time-Blending. Alle Aufnahmen sind innerhalb wenigen Minuten
entstanden. Das Zeitfenster, um dieses Bild zu realisieren war auch nicht gross
und der Nebel musste eben genau in dieser Zeit perfekt sein. Das war es dann
auch. Ich konnte grad mal drei Aufnahmen für die Lichtspuren machen und dann
machte ich noch zwei Aufnahmen für die Landschaft. Obwohl wir gut 2 Stunden am
Spot waren, waren die Aufnahmen, die ich schlussendlich für das Bild brauchte, innerhalb
von 15 Minuten alle gemacht. Bei einigen Bilder vergehen bei mir Jahre von der
Bildidee bis zur Umsetzung und dem fertigen Bild. Bei diesem Motiv hier ging es
gerade mal zwei Tage.