Motive und die Entstehung eines Bildes

Wer von Euch hat nicht auch schon abenteuerliche Geschichten zur Entstehung eines Bildes gelesen oder vielleicht sogar selbst erzählt? Da gibt es Geschichten von stundenlangen Wanderungen durch den Schneesturm in den Bergen oder ewiges Warten bei Kälte und Nebel im Nirgendwo, um gerade dieses eine einzigartige Bild zu machen. Nicht zu vergessen die Planung, die es für einen solchen Ausflug braucht.
Dann gibt es auch noch Bilder, für welche man immer wieder an denselben Ort zurückgekehrt ist um das Motiv in den gewünschten Bedingungen fotografieren zu können. Viele Geschichten erzählen von unzähligen Besuchen, vielleicht über Jahre hinweg, bis man das gewünschte Bild auf den Sensor bannen konnte. Dies sind die Geschichten wo der Fotograf einiges in Kauf nehmen musste und vielleicht manchmal auch an seine Grenzen gegangen ist, um das gewünschte Bild zu machen. Er hat alles unternommen, um diesen einen Moment einzufangen. Er hat dabei viel Zeit investiert und sich viel Mühe gemacht.Dolomiten-Drei Zinnen-Alpenrosenjpg

 Und dann gibt es noch die andere Seite. Der Fotograf fährt irgendwo mit dem Auto vorbei, sieht eine schöne Szene im perfekten Licht. Alles was man noch machen muss, ist, das Auto am Strassenrand abstellen, Kamera und Stativ herausholen, Bild komponieren und schon ist der magische Moment fotografiert. Manchmal muss man dafür weniger als 100 Meter laufen und das Bild ist in wenigen Minuten gemacht. Auch das gibt es! In all den einzelnen Situationen ist es möglich ein Hammer-Bild zu machen. Die Geschichte hinter einem Bild kann einem zusätzlich helfen populär zu werden, doch ein gutes Bild braucht nicht zwingend abenteuerliche Geschichten und grosse körperliche Anstrengungen. Eigentlich ist es am Bild selbst egal, wie es entstanden ist. Allein das Bild zählt und sollte für sich etwas Aussagen.

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Ich selbst habe auch schon so viele schöne und manchmal auch weniger schöne Momente erlebt während ich am Fotografieren war. Ich erinnere mich daran, dass mir mal an einem Abend an einem abgelegenen Bergsee eine Schüssel Nudel zu Boden fiel und ich dann nichts mehr zu Essen hatte ausser Knabberzeug. Ein Fuchs kam dann nachts vorbei und profitierte von meinem Missgeschick. Ein andermal waren wir am Creux Du Van, im Neuenburger Jura mitten in ein heftiges Gewitter geraten. Wir konnten vor dem Gewitter diese fantastische Stimmung noch fotografieren, doch unterschätzten wir die Situation und waren während Stunden dem Gewitter ausgesetzt. Die Blitze schlugen links und rechts neben uns ein und es roch nach Verbranntem. Wieder ein andermal stapften wir durch hüfthohen Schnee und standen oben nur im Nebel oder warteten stundenlang bei Nacht und Nebel darauf, dass sich der Nebel lichtet und unser Motiv zum Vorschein kommt. Aber es gibt eben dann auch diese Geschichten, wo ich aus dem Auto steigen und grad fotografiere konnte oder unsere Unterkunft nur ein paar Meter von unserem Motiv weg war und man jederzeit in die warme Stube konnte um sich wieder aufzuwärmen.Dolomites-Dolomiten-Cortina-Bergblumen-Daemmerung-Cinque Torrijpg

Eine gute Planung ist immer etwas vom wichtigsten um eine Bildidee umzusetzen. Aber es ist nie eine Garantie, dass es schlussendlich auch klappt. Viele meiner Bilder sind eher das Resultat von Glück und Zufall als ich eine Bildidee umsetzen wollte, die Bedingungen aber dafür nicht ganz passten. Dafür ergab sich aber unerwartet ein völlig anderes Motiv an diesem Ort, welches vielleicht die ursprünglich geplante Idee noch übertraf. Das ist auch das schöne an der Landschaftsfotografie. Man muss mit dem umgehen, was man kriegt. Und sonst versucht man es ein anderes Mal wieder. Freut und Frust sind oft sehr Nahe beieinander.

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