Epische Stimmung auf dem Lagazuoi
Einige Male stand ich jetzt schon ganz oben auf dem Lagazuoi
und genoss den herrlichen Ausblick über die Dolomiten. Dabei hatte ich seit
meinem ersten Besuch dort oben schon eine Bildidee, die ich gerne umsetzen
möchte. Nun, einige andere Fotografen hatten schon vor mir diese Idee und
konnten ein ähnliches Bild, welches ich im Kopf habe, schon längst umsetzen.
Die Dolomiten liegen bekanntlich nicht gerade bei mir ums Eck und so muss ich
mich damit abfinden, dass ich nur die Möglichkeit habe, meine Idee umzusetzen
in der Zeit, wo ich in den Dolomiten bin. Deshalb studiere ich das Wetter
jeweils sehr gut und versuche immer in der mir zur verfügbaren Zeit das
bestmögliche daraus zu machen und achte immer darauf welche Bildidee sich von
den Wetterbedingungen in dieser Zeit verwirklichen lassen könnten.
Als ich letzten September zu unserer Light in Focus Dolomiten Reise einige Tage
früher anreiste, um noch einige Bilder für mich umzusetzen, sahen die
Wetterbedingungen sehr wechselhaft aus.
Für mich genau die passenden Bedingungen, um zu versuchen einige der Bildideen umzusetzen. Ganz oben auf meiner Wunschliste stand eben diese Bildidee vom Lagazuoi
auf die umliegenden Berge fotografiert. Dafür brauche ich dramatisches Licht,
tiefe Wolken und ein tiefer Sonnenstand. Als ich dann am frühen Nachmittag auf
dem Falzaregopass mit zwei unserer Workshopteilnehmer, die mit mir anreisten,
ankamen, war der Lagazuoi in Wolken eingehüllt. Da ich weiss, wie schnell sich
das Wetter und die Bedingungen in den Dolomiten ändern können, dachte ich mir,
dass es gar nicht so schlecht ausschaut und die Bedingungen dafür nicht
schlecht sein könnten.
Also packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg auf den
Lagazuoi.
Oben angekommen war die Sicht gleich Null. Doch es war Bewegung in den Wolken
was uns Hoffnung gab. Zuerst suchten wir uns eine geeignete Stelle, um später
dann unsere Zelte aufzuschlagen. Das
Licht und die Wolken wechselten sich im Minutentakt und immer wieder sah es
anders aus. Zwischendurch hatten wir für eine schöne Lichtstimmung und nur
Sekunden später standen wir wieder im dichten Nebel. Das macht das
Fotografieren bei solchen Bedingungen auch sehr spannend. Es ergeben sich immer
wieder neue Motive und man musste bereit sein, wenn das Licht für ein paar Sekunden
wieder gut war und die Wolken den Blick auf die einzelnen Felsen für einen
kurzen Moment hoffentlich im richtigen Moment frei gaben. So verbrachten wir
ein paar Stunden, die perfekte Stimmung einzufangen. Es gab einige schöne
Momente, aber für mich noch nicht das, was ich wollte.
Es wurde langsam Zeit sich zu unserem Abendspot zu begeben damit ich
hoffentlich meine gewünschte Bildidee umsetzen kann oder zumindest eine andere
schöne Stimmung einfangen kann. Die Sicht Richtung Monte Pelmo und auf die
umliegende Bergwelt war ziemlich Wolkenverhangen, aber wir durften weiterhin
hoffen auf eine interessante Stimmung. Immer wieder platzierten sich die
tieferen Wolken für einen Moment perfekt um die Berggipfel aber das
entsprechende Licht fehlte. Uns allen war Bewusst, dass es nur ein kurzer
Moment von wenigen Sekunden genügen würde, um ein mystisches und dramatisches
Bild zu machen. Meine Komposition stand schon lange fest und ich wartete nur
noch auf den einen Moment. Geduld war angesagt und dann im richtigen Moment
auslösen. Manchmal braucht man einfach auch noch Glück und diesmal sollte sich
für diesen Bildausschnitt die Geduld ausbezahlt machen und das Glück stand auf
unserer Seite. Plötzlich wie aus dem nichts, fanden einige Sonnenstrahlen den
Weg durch die Wolkendecke und leuchtete direkt auf mein Hauptmotiv, welches mit
tiefen Wolken umhüllt war, während die Wolken im Hintergrund dunkel und
bedrohlich wirkten. Für dieses Motiv und für mich persönlich der perfekte Moment,
um den Auslöser zu betätigen. So oft wie ich jetzt schon auf dem Lagazuoi oben
war, so ein schöner Moment hatte ich bisher dort oben noch nie erleben dürfen.